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Elfeninchen und das Sommerfest

Elfinchen und das Sommerfest

Noch eine Blume und noch eine Blume.
Ganz in Gedanken versunken flog ich von einer Blume zur anderen, ohne sie eigentlich richtig wahrzunehmen!
Mich beschäftigte den ganzen lieben Tag schon das Sommerfest auf der großen Wiese beim Waldesrand.
Da ich die kleinste unter uns Elfen war, musste ich mich um alle Blumen kümmern.
Die größeren Elfen durften die Glühwürmchen bitten, als Lampions zu dienen, sie durften Wurzeln herbeischaffen, Tische dekorieren und viele interessante Dinge tun.
Aber ich – nur Blumen.
Sicher mochte ich sie. Sie waren ja auch wunderschön und dufteten gut, aber es war langweilig, mich darum zu kümmern.

So kam mir die Idee, zur alten Eibe zu fliegen und sie um Rat zu fragen.

Die alte Eibe war schon über tausend Jahre alt und stand am anderen Ende der großen Wiese.
Viele kamen zu ihr, um sie um Rat und gute Ideen zu bitten.
„Hallo alte Eibe, ich brauche deine Hilfe!“, sagte ich.
„Was ist denn, mein Elfchen? Wie kann ich dir helfen?“, fragte sie.
Schon sprudelte alles nur so aus mir heraus, alle Gedanken und Sorgen, die ich hatte.

„Ach Elfchen“, sagte meine alte Ratgeberin, „es ist wohl dein erstes Fest und deine erste Aufgabe! Du brauchst dir keine Gedanken und Sorgen zu machen. Glaube mir, es wird ein wunderschönes Fest und die Blumen werden dich nicht langweilen. Du hast eine wunderbare Aufgabe!“
Wirklich glücklich wurde ich durch ihre Worte nicht, aber ich vertraute der alten Eibe. So vergingen die Tage und das große Fest rückte immer näher.
Alle Elfen und Tiere waren schon sehr aufgeregt und in ihre Vorbereitungen vertieft.
Die kleinen Krabbelkäfer polierten sich gegenseitig ihre Panzer, putzen ihre Flügel und Fühler und jeder wollte der Schönste sein.
Die Tausendfüßler wurden mit dem Schuhe putzen fast nicht fertig. Sogar die Wiesenspinne hatte sich mit ihrem Netz diesmal selbst übertroffen. Bei den Bienen und Wespen gab es Großputz und der Nachwuchs wurde in gutem Benehmen unterrichtet.
Vögel kamen mit bunten Federn zu den Elfen, Bienen brachten Honig und auch die Wachteln ließen sich nicht lumpen und brachten ihre Eier.
Nur ich kam mir so unnütz vor, ich hatte nichts zu tun!

Eines Abends wisperte ein Stimmchen über mir, als ich gerade nach Hause gehen wollte:
„Komm Elfchen! Es ist soweit, nun bist du dran!“
Erschrocken blickte ich mich um und sah eine lila Glockenblume. Sie winkte mir mit ihren Blättern zu.
Aufgeregt flog ich zu ihr.
„Deine Aufgabe wird es sein, den Morgentau vom Frauenmantel zu sammeln und uns Blumen damit zu schmücken. Danach fliegst du zur Elfenkönigin und bittest sie um ihren Elfenstab!“, erklärte mir die Glockenblume.
Noch ganz wirr im Kopf flog ich nach Hause.
Den Morgentau konnte ich erst in der Früh sammeln, am besten noch bevor die ersten Sonnenstrahlen kamen.
Gedanken kreisten in meinem Kopf und es dauerte lange, bis ich einschlief.

IMG_3340_wegzeichenEndlich graute der Morgen. Gleich nach dem ersten Weckruf von meinem Freund, dem Kuckuck, machte ich mich auf den Weg.
Zuerst musste ich mir aber noch meine Schultertasche für den Tau umhängen.
Leise, um niemanden zu wecken, flog ich durch die Finsternis.
Bald wurde es etwas heller und ich war am Ziel angekommen.
Ich bat alle Frauenmantelpflanzen um eine Spende von ihrem kostbaren Morgentau.
Sie gaben mir gerne davon und verrieten mir, dass ich bald die glücklichste Elfe unter den Elfen im Elfenland sein würde.

Schnell flog ich zur großen Wiese und begann alle Blumen zu schmücken. Die Blumen kicherten und sangen und ihre Farben wurden noch intensiver.
Die Glockenblume leuchtete in ihrem schönsten Violett, die Wegwarte hatte das Blau des Himmels, die Sonnenblume das Gelb der Sonne, die Margerite das reinste Weiß.

Ich konnte mich kaum satt sehen, aber meine Aufgabe war noch nicht erfüllt.
Ein paar Blumen hatte ich noch, darunter auch eine wunderschöne Kletterrose.
Aber ich hatte zu wenig Frauenmanteltau. Das war doch nicht möglich! Hatte ich mich etwa verzählt?
Bestimmt nicht, ich musste welchen verloren haben!
Schnell machte ich mich nochmals auf den Weg zur Frauenmantelwiese. Ich fragte jeden Frauenmantel, aber jede hatte mir ihren Tau schon gegeben.
Verzweifelt fragte ich alle, die ich traf, aber niemand konnte mir helfen.
Traurig wollte ich gerade zu meiner Wiese zurück, als mir jemand auf den Rücken klopfte.
Als ich mich umdrehte, blickte ich in wunderschöne grüne Feenaugen.

Es war die Fee des Frauenmantels. Sie wusste genau, was ich suchte und wollte mir helfen.
Wir mussten uns aber beeilen, damit ich noch rechtzeitig fertig wurde; so flogen wir zusammen dieselbe Strecke zurück, die ich gekommen war.
Beide schauten und suchten wir, aber wir  konnten nichts entdecken.
Da kamen wir zu einer Schlucht. Diese hatte ich zuvor gar nicht bemerkt.
Wir flogen den Felsen entlang und auf einmal rief die Frauenmantelfee: „Schau hier hin, hier unten zwischen den Steinen, da glitzert etwas!“ Da sah auch ich das Glitzern des Taus und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Jetzt mussten wir den Glitzertau nur noch zwischen den Steinen hervorholen.
Aber das war gar nicht so leicht, denn der Tau war vor allem unter den Steinen. Jetzt konnte nur mehr der kleine Wichtel Gernegroß helfen.

IMG_7651_wegzeichenGernegroß hielt sich gerne in den Schluchten auf und es konnte schon einmal passieren, dass er auf unachtsame Wanderer kleine Steine rollen ließ.
Also riefen wir den Wichtel Gernegroß.
Er war schnell zur Stelle und mit vereinten Kräften rollten wir die Steine weg.
Vorsichtig nahm ich den Glitzertau; es war übrigens der schönste dieses Morgens und  ich steckte ihn schnell in meine Tasche.
Ich bedankte mich bei meinen Helfern und machte mich auf den Heimweg.
Es war schon sehr spät geworden und so musste ich mich sputen.
Endlich auf der Wiese angekommen, flog ich blitzschnell zur Kletterrose und übergab ihr den Morgentau.
„Danke kleines Elfchen“, sagte sie, „komm flieg durch mein Heckentor, so gelangst du zur Elfenkönigin. Du brauchst ja noch den Elfenstab!“

Huch, der Elfenstab! Richtig, den hätte ich doch glatt vergessen!
So flog ich durch das Heckenrosentor Richtung Elfenkönigin.
Es begegneten mir die schönsten Blumen und lieblichsten Wesen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Bald sah ich das wunderschöne Schloss der Elfenkönigin!
Es war aus weißem Opal, mit Turmspitzen aus roten Granaten und vielen bunten Edelsteinen und war von einem türkisgrünen See umgeben.

Ehrfürchtig bat ich eine Deva, mich doch bitte zur Elfenkönigin zu bringen.
In einem großen Saal musste ich auf ihre Majestät warten. Als eine goldene Tür aufging, trat die Elfenkönigin in einem wunderbaren türkisen Elfenmantel mit weißem Pelz am Kragen und an den Ärmeln herein.
Ich ging zu ihr und bat sie um den Elfenstab. Die Königin lächelte und übergab mir ihr Heiligtum.
„Hier hast du meinen Elfenstab. Behandle ihn mit Liebe und Ehrfurcht! Am Abend wenn ich auf der großen Wiese bin, kommst du zu mir und gibst ihn mir wieder zurück.“

Etwas benommen von ihren Worten machte ich mich auf den Rückweg.
Vorbei am türkisgrünen Wasser, das wie mir schien, ehrfürchtig blubberte, vorbei an all den schönen seltenen Blumen, die mir zunickten und an den Devas, die mich beglückwünschten und meine Hände schüttelten.
Es war wie in einem wunderschönen Traum, aber es war kein Traum, ich hatte ja den Elfenstab!

Behutsam und mit Liebe brachte ich ihn zu mir nach Hause.
Jetzt bemerkte ich erst, wie müde ich war.
Nachdem ich noch etwas Honig gegessen hatte, legte ich mich auf mein Blumenbett, hielt den Elfenstab fest umschlungen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

IMG_5874_wegzeichenIrgendwann, nach vielen Stunden kamen meine Elfenfreundinnen, um mich zu wecken.
Zuerst kannte ich mich gar nicht aus und wusste nicht, wo ich war, aber dann sah ich den Elfenstab in meinen Händen.
Schnell zog ich mir mein schönes korallenfärbiges Kleid an, polierte den Elfenstab auf Hochglanz und gemeinsam machten wir uns auf den Weg.
Alles war wie verzaubert.
Die Elfenkönigin saß, umgeben von ihren Devas, auf ihrem Thron in der Mitte der Kletterrose.
Ehrfürchtig flog ich zu ihr und übergab ihr den Elfenstab.
„Du warst es wert, den Elfenstab zu hüten! Du hast ihn so behütet wie dein eigenes Leben! Komm, wir haben noch eine Aufgabe vor uns!“, lobte mich die Elfenkönigin.
Mit der Elfenkönigin flog ich zu all den Blumen, denen ich vor wenigen Stunden den Morgentau des Frauenmantels gebracht hatte.
Die Elfenkönigin schwang ihren Elfenstab, berührte jeden einzelnen Morgentau und verwandelte ihn in eine wunderschöne Perle.
Als alle Blumen ihre Perlen hatten, flogen wir zurück zum Thron.
Viele Augenpaare folgten uns und es wurde gemunkelt und getuschelt.
„So kleine Elfe, da du deine Arbeit mit Liebe und Hingabe getan hast, bekommst du nun mein Geschenk!“
Nach ihren Worten kamen zwei Devas angeflogen und setzten mir einen wunderbaren Elfenblütenkranz auf meinen Kopf.

„Ab sofort wirst du ELFENINCHEN heißen und für alle Blumen auf der Wiese zuständig sein!“, sagte die Königin der Wiese ganz feierlich.
Ich brachte vor lauter Freude kein Wort heraus, nur eine kleine Träne kullerte über meine Wange.
Die Elfenkönigin lächelte, nahm mich bei den Händen und tanzte mit mir von Blume zu Blume.
Alle anderen Elfen, Devas, Wichtel und Tiere machten es uns nach.
Es wurde die schönste Feier, die ich je erlebt hatte und im Morgenrot verabschiedeten wir uns.
Ich wollte noch schnell zur alten Eibe hinüberfliegen und ihr alles berichten.
„Guten Morgen Elfeninchen! Nun ist aus unserem Elfchen eine verantwortungsvolle Elfe geworden!“, sprach sie voller Bewunderung.
Wir plauderten noch ein Weilchen, dann sah ich nach meinen Blumen und machte mich auf den Heimweg.
Müde und überglücklich legte ich mich in mein Bett aus duftenden Blumen und freute mich schon auf den kommenden Tag.
Ich freute mich, ab sofort als Elfeninchen eine verantwortungsvolle und schöne Aufgabe betreuen zu dürfen. Ich freute mich auf meine Blumen!

Klaudia Gollenz
Eselpark Maltatal

 

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